1. SONNTAG im Jahreskreis - C
Taufe Jesu
Lesungen: Jesaja (42,5a.1-4.6-7)
Lukas
(3,15-16.21-22)
Gedanken zu den Lesungen
Es ist Ihnen wahrscheinlich schon aufgefallen, dass die beiden Bibellesungen der Sonntagsmesse inhaltlich meistens etwas Gemeinsames haben. Das lässt sich dadurch erklären, dass die Evangelisten sehr oft ihre Vorstellungen über Jesus mit Hilfe von Gedanken und Aussagen aus dem Alten Testament (das war ihre Bibel!) formulieren. Heute ist das wieder der Fall. Der zentrale Gedanke des Evangeliums über die Taufe Jesu lautet: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“ Das ist also die Antwort auf die Frage: „Wer ist Jesus? Welche Bedeutung hat er für uns?“
Im Text des Alten Testaments - beim Propheten Jesaja - geht es hier um eine geheimnisvolle Figur, die man „den leidenden Gottesknecht“ genannt hat. Wer damals damit gemeint war, wissen wir nicht. Aber der Evangelist Lukas war der Meinung: Alles, was Gott über diesen „Gottesknecht“ sagt, passt genau zu Jesus. So können wir verstehen, wer Jesus ist, welche Bedeutung er für uns hat, wie wichtig er für uns ist.
Schauen wir uns ein paar Gedanken aus dem Text des Propheten Jesaja an. Gott sagt:
- „Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen.“ - Genau das sagt Gott im Evangelium auch von Jesus.
- „Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt“. Für Lukas ist Jesus derjenige, in dem Gottes Geist wirkt. Aber Lukas stellt allgemeine Aussagen oft sehr plastisch-bildlich dar, hier mit dem Bild einer Taube. Dieses Bild, haben wir in unserem Sprachgebrauch sogar übernommen, wenn wir von der „Friedenstaube“ reden.
- Und tatsächlich: „Er bringt den Völkern das Recht“, aber nicht mit eisernen Faust, wie viele weltliche Herrscher das tun, sondern: „Er schreit keine Befehle und lässt keine Verordnungen auf der Straße ausrufen“. Er hilft Menschen, die unter Unrecht leiden (wie ein „geknicktes Rohr“) und am Ende sind (wie ein „glimmender Docht“), stärkt sie und nimmt in Schutz .
- „Ich, der Herr, habe dich berufen, damit du meinen Auftrag ausführst. Ich stehe dir zur Seite und rüste dich aus. Ich mache dich zum Friedensbringer für die Menschen und zu einem Licht für alle Völker“ sagt Gott zu seinem Knechten beim Propheten Jesaja. „Genau das tut Jesus“, meint der Evangelist Lukas.
Jesus macht bei seiner Taufe eine tiefe Gotteserfahrung. Wie gut muss es Jesus tun. Es fällt ihm tief ins Herz, es stärkt ihm den Rücken, verleiht ihm Kraft, nährt sein Vertrauen. „Gut, dass du da bist, du bist großartig, du bist ja mein Kind. Du brauchst vor mir nichts vorweisen, das meine Liebe verdiente. Lass dich von mir lieben!“, so drückt die Bibel diese grundlegende Erfahrung Jesu aus.
Bedingungslos geliebt sein als Kind, als Sohn. So wendet sich der Vater dem Sohn zu. Und von da ab redet Jesus diesen Gott zärtlich, einmalig vertraut an: „Abba“ - lieber Vater. So ein tief-menschliches Verhalten zu Gott ist etwas Einmaliges in der ganzen Religionsgeschichte.
Aber damit nicht genug. Es ist das tiefe Verlangen von Jesus, das auch wir uns so Gott gegenüber fühlen. Er redet von „meinem und eurem Vater, meinem und eurem Gott“! Auch wir sollen uns Gott gegenüber wie seine Kinder fühlen, von ihm geliebt. Das klingt vielleicht etwas abgehoben. Aber wenn wir dem einmal nachspüren, kann das tief greifende Konsequenzen für unser Leben haben, nämlich für unsere Einstellung und unseren Umgang mit uns selber und auch mit anderen.
Wie wohltuend ist es für Kinder, wenn ihre Eltern sie bestätigen und lobend anerkennen. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein und fördert ihr Vertrauen ins Leben. So ist es auch, wenn es tief in uns eindringt: Wir sind von Gott geliebt, bedingungslos angenommen.
Gott meint mich. So wie ich bin, auch wenn es mir schlecht geht, wenn ich schwach und krank bin, wenn ich traurig und müde bin, wenn ich gereizt und wütend bin, wenn ich grundlose Angst habe - ja sogar wenn ich schuldig geworden bin. Vor aller Leistung und trotz allen Versagens ist meine bloße Existenz Grund genug für Gott, mich als seine Tochter, als seinen Sohn anzusprechen. Wir dürfen uns wertvoll wissen, weil Gott uns für wertvoll hält.
Dieses Bewusstsein verdanken wir Jesus. Das ist wirklich eine frohe Botschaft! Ich freue mich ein Christ zu sein, ein Freund von Jesus Christus!